Alles anders - alles schlecht?
Vor einem Jahr hatten wir Feuerwehrhandwerker ein sehr schönes, sehr lehrreiches und sehr lustiges Wochenende in der RDA in Nordhorn. Wir haben mit Mitgliedern aus diversen Feuerwehren zusammengesessen, gequatscht, gegrillt, Feuer gemacht, gelacht und zusammen in einer Feuerwache übernachtet.
Wir haben sogar eine Ruderstunde in der RDA genossen: https://www.facebook.com/Feuerwehrhandwerk/videos/2300616103531659/
Masken haben wir natürlich auch getragen, aber nur als Staubschutz und mit Dosenluft. Alles Sachen, die heute undenkbar sind. Keine Sorge, jetzt kommt kein Corona-Jammertext. Die aktuellen Einschränkungen sind wichtig und richtig; sie haben bereits viele Leben gerettet und werden unsere Gesellschaft hoffentlich auch in den nächsten Monaten vor Zuständen wie in der Lombardei bewahren.
Natürlich fehlt uns allen das „normale” Feuerwehrleben. Als letzter ins Fahrzeug steigen und „voll“ brüllen. Nach dem Einsatz zusammensitzen. Wasserschlachten beim Dienst. Zusammen grillen und Unsinn reden. Uns Feuerwehrhandwerken fehlt natürlich auch das Reisen, der Austausch mit Euch und das Lernen voneinander. Übernächste Woche wäre Interschutz gewesen - wir hätten Euch alle gerne an unserem Stand begrüßt. So langsam geht jetzt in vielen Feuerwehren der Dienstbetrieb wieder los, aber auch nur mit gebremstem Schaum.
Aber ist das alles schlecht oder zeigen sich dank Corona vielleicht auch einige gute Seiten, die wir alle vielleicht so vorher nicht gesehen haben?
Ausbildungsstand
Er/sie steht ständig im Weg rum und weiß nichts mit sich anzufangen? Bittet ihn oder sie um eine möglichst realistische Lagedarstellung seines/ihres letzten Großfeuers mittels Lego. Das wird Tage dauern und Euch viel Ruhe verschaffen. Nachteil 1: Wenn er/sie fertig ist, müsst Ihr Euch vermutlich die gesamte Story anhören, obwohl ihr die natürlich schon in- und auswendig kennt. Nachteil 2: Könnte Stress mit den Kindern geben.
Online-Lernen
Auf einmal - aus der Not heraus - fangen wir Feuerwehrleute an, uns mal richtig mit den Möglichkeiten des digitalen Lernens zu befassen. Vor Corona haben wir das oft als Spielerei abgetan, aber jetzt eröffnet uns die Welt der Online-Besprechungen auf einmal neue Möglichkeiten. Unsere Online-Trainings haben zwischen 30.000 und 50.000 Zugriffe und wir haben viele Rückmeldungen von Feuerwehren bekommen, die damit sehr schöne virtuelle Dienstabende abgehalten haben. Viele Feuerwehren drehen Lehrvideos für die Mitglieder oder produzieren selbst Schulungsunterlagen, mit denen man sich zumindest im Kopf einsatzbereit halten oder fortbilden kann. Angebote wie der Feuerwehr Online Kongress oder diverse Webinare, der Fire Talk von wax.at oder auch einfache Chatrunden innerhalb der eigenen Wehr werden auf einmal zu spannenden neuen Formaten. Davon wird mit Sicherheit vieles überdauern, was wir auch in Zukunft nutzen können.
Zeit für neue Ideen
Das Zuhause-Hocken hat ja nicht nur Nachteile. Wenn man nicht mehr jeden Abend vor die Tür kann, hat man Zeit, mal die Standardeinsatzregeln zu überdenken, neue Unterrichte zu entwickeln, die ganzen Bücher vom Ungelesen-Stapel zu lesen und einfach mal den eigenen einsatztaktischen Werkzeugkasten durchzugucken. Wir sind sehr gespannt, was da in den nächsten Monaten noch alles an tollen neuen Ideen die Runde macht.
Alles schlecht? Nö.
Hey, wir sind die Feuerwehr. Wir sind es gewohnt, blöde Situationen zu etwas Gutem zu drehen. Das ist unsere Aufgabe, selbst wenn gerade keine Pandemie um den Erdball wandert. Unser Zusammenhalt und unsere Kameradschaft werden uns auch durch diese Zeit tragen. Wir werden aus dieser Zeit einiges an positiven Impulsen für die Zukunft mitnehmen. Und wenn wir endlich wieder „normales“ Feuerwehrleben haben dürfen, dann wird vermutlich die eine oder andere Wasserschlacht eskalieren - so muss das!
Passt auf Euch auf und bleibt gesund.
Wiebke Thönißen